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Rechtschreibung – ich bin ein Fan!

Kerstin Salvador hat die Blogparade Rechtschreibung und ich – (k)eine Liebesgeschichte ins Leben gerufen. Heute ist der letzte Tag und ich schreibe auf dem Sofa sitzend meine Gedanken zur sonntäglichen Mittagszeit auf.

Ihre Frage, ob ich Rechtschreibung liebe, beantworte ich direkt mit: Ja!

Was passiert ohne einheitliche Rechtschreibung? Nur sehr schwer und mit enormem Zeitaufwand würden wir die Texte anderer Menschen lesen und verarbeiten können. Missverständnissen wären Tür und Tor geöffnet.

Mein Weg zur Rechtschreibung

Wenn ich in meinem Gedächtnis krame, kann ich nicht wirklich auf Kerstins Frage antworten, ob ich in der Schule Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hatte. Ich bin in einem bildungsfernen Haushalt aufgewachsen. Meine alleinerziehende Mutter hatte den Mut, mich – nach Empfehlung der Grundschule und einem sehr offenen Mutter-Tochter-Gespräch zu dieser Empfehlung – aufs Gymnasium zu schicken. Mein erstes Jahr auf dem Gymnasium war gefühlt in jedem Fach ein Hürdenlauf. Gehörten da Rechtschreibung und Grammatik dazu? Grammatik sicherlich – meine Kommasetzung war in meiner Erinnerung mies. Rechtschreibung – auch Orthografie genannt, d. h. die übliche Schreibweise der Wörter – war weniger ein Problem.

Die Bücher, die ich zuhause nicht hatte, lieh ich mir in der Pidinger Dorf-Bücherei aus. Ich las gefühlt alles, was ich mir ausleihen durfte. Mit dem Wechsel aufs Gymnasium in Bad Reichenhall öffneten sich mir noch die Türen zur Schulbücherei und etwas später zur städtischen, öffentlichen Bücherei. Rechtschreibung erschloss sich mir durch viel, viel, viel Lesen. Sicherlich ist meine Liebe zu Büchern, die mir Welten und Gedanken erschlossen, die Basis für meine Liebe zur Rechtschreibung. Einer Liebe, die am Ende meiner Schulzeit dazu führte, dass ich zum Redaktionsteam unserer Abiturzeitschrift gehörte. Eine Liebe, die weniger auf das Pauken von Rechtschreibregeln zurückzuführen ist als auf einem angelesenen Sprachgefühl.

Die Rechtschreibliebe geht weiter über ins Erwachsenenleben

Nach dem Abitur machte ich eine Lehre zur Industriekauffrau und begann später als Marktforschungsassistentin; privat trat ich einem Amateurtheaterverein bei. Berichtsheft oder später Marktforschungsberichte schreiben habe ich geliebt – genauso wie das Gestalten von Plakaten und Theaterprogrammen für meinen Theaterverein. Während meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums mochte ich das Verfassen von Hausarbeiten und Diplomarbeit; ergänzt u. a. um das Korrekturlesen einer Promotions- sowie einer Habilitationsschrift. Nach dem Studium ging ich in eine Strategieberatung: Das Schreiben setzte sich in Präsentationen fort sowie dem ehrenamtlichen Erstellen der Mitarbeiterzeitung.

Am Ende meiner 20-er Jahre wurde mir bewusst: Du hast Deine Finger schon seit vielen Jahren immer wieder in „Texten, Publikationen, Büchern“. Kannst Du aus Deinem Hobby einen Beruf machen?

Ja, ich konnte es.

Bei einem mittelständischen Hidden Champion gelang mir der Einstieg in die Öffentlichkeitsarbeit ohne Publizistik- oder Germanistikstudium. Seither bin ich der PR treu geblieben. Meiner Rechtschreibliebe darf ich täglich frönen.

Kleiner Dämpfer durch die Rechtschreibreform

Tja, die erste große Rechtschreibreform in meinem Leben kam dann 1996 – und meine Rechtschreibliebe bekam einen Dämpfer. Mein Unmut über die Reform lag sicherlich daran, dass mir die Rechtschreibung vorher optisch in Fleisch und Blut übergegangen war.

Plötzlich musste ich mich mit „Regeln“ befassen, deren Begründung ich teils nicht nachvollziehen konnte. Dass dieses Regelwerk dann 2004 und 2006 nochmals adaptiert wurde, entfachte bei mir keine Begeisterungsstürme. Ich war häufig verunsichert, wie ich Wörter richtig schreiben sollte.

Alles Lamentieren half nichts; ich musste wieder auf die Schulbank! Mir halfen Regelbücher zum Selbstlernen, Tests zur korrekten Anwendung der neuen Rechtschreibung und beständiges Nachschlagen. Mittlerweile mache ich wieder nur in Zweifelsfällen einen Boxenstopp bei duden.de oder mentor.duden.de. Meine Rechtschreibliebe ist wieder hergestellt 😉.

Rechtschreibung in meinen Texten

Passieren mir Fehler in meinen Texten? Ja, natürlich!

Entdecke ich sie immer. Ja, zu fast 95 Prozent. Dazu durchlaufen meine Texte – je nach Wichtigkeit – eine bis mehrere Korrekturschleifen.

Trotz zumindest einer Korrekturschleife, gibt es bei mir Texte, die fehlerbehaftet sind, z. B. eine E-Mail unter Zeitdruck. Oder ein Blogartikel wie dieser, den ich auf den letzten Drücker verfasse (die Blogparade endet heute) und dann einfach online stelle, weil ich gleich zu einem Konzert fahre. In den kommenden Tagen verbessere ich ihn nochmals in Ruhe und finde ein passendes Beitragsbild.

Sind mir Rechtschreibfehler peinlich – zumal das Verfassen von Texten zu meinem Beruf gehört?
Ja und nein.

Ja, denn Rechtschreibung ist mein Aushängeschild.
Ja, denn Rechtschreibung ist für mich eine Form der Höflichkeit den Lesenden gegenüber; schließlich schenken sie mir ihre Zeit!

Nein, denn Fehler passieren. Punkt.
Und nein: Manchmal ist „done better than perfect“ – wie dieser Blogparadenbeitrag.

Daher gehöre ich zu den Menschen, die sich über Hinweise auf Rechtsschreib- und Grammatikfehler freuen. So wie dem Leser meines Blogtextes zu meiner Bucketliste bis Ende des Jahres. Da war ein Klopper drin, der mir hätte direkt auffallen müssen. Doch bei der einzigen Korrektur, die ich schnell nur am PC vorgenommen hatte, schlugen die berühmten Tomaten auf den Augen zu. Über eine freundliche Direktnachricht bei LinkedIn mit Hinweis auf den Fehler habe ich mich gefreut – Danke, A.!

Rechtschreibung in fremden Texten

Manchmal ist es eine Krux. Mein Gehirn steuert meine Augen zielgerichtet auf jeden fremden Text. Selbst wenn ich nur marginal eine Ankündigung, ein Plakat, einen Text streife – ein Rechtschreib- oder Grammatikfehler, eine fehlende Information oder Layoutsprünge vollführen förmlich Salti und Rittberger vor meinem inneren Auge.

Das ist nicht immer ein Segen!

Zum einen beschäftige ich mich in der Folge mehr mit den Fehlern im Text als mit dessen Inhalt; und das ohne Beauftragung! Zum andern habe ich mich anfangs darüber aufgeregt. Heute noch erzürnt es mich, v. a. bei Texten die aus großen Redaktionen oder Verlagen kommen. Dort erwarte ich ein professionelles Lektorat! Leider werde ich das Gefühl nicht los, dass daran immer häufiger gespart wird.

Doch Fehler geschehen. Solange diese nicht häufig auftreten, lese ich mittlerweile großzügig darüber hinweg.

Gleichzeitig: Es kommt selten vor, doch es passiert. Ich habe begonnene Artikel oder Bücher nicht mehr gelesen, wenn mich auf den ersten Seiten oder in den ersten Zeilen Rechtschreibfehler oder schlechter Satzbau vom Inhalt ablenkten. Damit will ich als Lesende meine Zeit nicht verschwenden. Lediglich einmal quälte ich mich durch einen fehlerbehafteten Blogartikel – er enthielt eine Information, die ich nirgendwo anders fand. Lesefreude empfand ich dabei keine.

Fazit zu Rechtschreibung und ich – eine Liebesgeschichte

Rechtschreibung hilft mir, beruflich und privat Texte schnell zu erfassen und gerne zu lesen.

Rechtschreibung ist Teil meiner Selbstständigkeit.

I like Rechtschreibung!

Sonntäglichen Gruß aus Limburg

Ihre Manuela Seubert

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Kerstin Salvador

    Just in time, liebe Manuela! Schön, dass du noch bei meiner Blogparade mitmachst. Danke für diesen fundierten Artikel aus Sicht einer Bloggerin, die beruflich mit korrekten Texten zu tun hat und ein professionelles Lektorat zu schätzen weiß. Hier haben wir ein sehr ähnliches Empfinden, was Rechtschreibung betrifft.
    Herzliche Grüße
    Kerstin

    1. Seubert

      Liebe Kerstin,

      vielen Dank für die Idee deiner Blogparade. Mir wurde über diesen Beitrag selbst erst klar, wie sich meine Liebe zur Rechtschreibung entwickelt hat.

      Gruß, Manuela

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