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X, früher Twitter: Sonst ändert sich für mich nix!??

Twitter, jetzt X, ändert sich rasant. Ob zum Guten oder Schlechten sei dahingestellt. Rückblick: Bereits im Dezember 2022 hatte ich einen Artikel in meinem Blog-Backend angelegt. Arbeitsüberschrift: Twitter 2023 – noch mit mir? Zuvor hatte ich meinen Twitter-Jubiläumsartikel gelesen, in dem ich bereits meine Zweifel zu meinem ehemaligen Lieblingsnetzwerk Twitter äußerte. Nachdem ich mir das Gebaren des neuen Inhabers, die Abwanderung von Organisationen und Menschen aus Twitter und gleichzeitig die generell geringere Interaktion auf dieser Online-Plattform beobachtet habe, musste ich mich fragen: X, früher Twitter – ist das noch etwas für mich?

Bye-bye sympathischer Twittervogel, hello X

Seit Elon Musk nach Twitter griff, ist die Twitterwelt in Bewegung: Übernahmeschlacht des ehemaligen Microblogging-Dienstes; Musks Einzug in die Twitterzentrale mit einem Sanitärgegenstand; unsägliche Behandlung von Twitter-Mitarbeitenden; Free-Speach-Policy – mit Freischaltung eines ehemaligen Präsidenten und vorübergehende Sperrungen von kritischen Accounts; Abomodell; Beschränkung der sichtbaren Tweets pro Tag für Nicht-Abonnenten. Jetzt das Rebranding mit der Umbenennung von Twitter zu X und dem Entfernen des sympathischen blauen Vögelchens.  Es wird mächtig umgebaut auf X, früher Twitter.

Nein, meine Twitterwelt ist das nicht mehr.

Gleichzeitig: Der neue Besitzer kann seine Plattform gestalten und monetarisieren, wie er will. Ich bin auf dieser Plattform lediglich Gast und habe die Wahl von „Love it“, „Change it“, „Leave it“ or „Live with it“.

Seit ein paar Monaten bin ich nur noch sporadisch dort. Früher war ich morgens direkt auf Twitter, um mich schnell umzuschauen und nach Neuigkeiten zu sehen. Das ist schon lange nicht mehr so. Wenn es hoch kommt, bin ich in den letzten Monaten einmal pro Woche zum ehemaligen Twitter gegangen, – eher passiv mitlesend, als aktiv gestaltend.

Manuela, was tun mit Twitter, dem neuen X? In der Sommerpause wollte ich eine Entscheidung fällen.

Exkurs: Gedankenspiele mit X

Über Geschmack, der sich auch in einem Rebranding und Renaming zeigt, lässt sich bekanntlich streiten. Zur Erinnerung: Der Inhaber dieser Onlineplattform darf entscheiden.

Schmunzeln musste ich trotzdem beim neuen Namen X. Echt, X?

Als Texterin fing ich direkt mit dem Buchstaben X an zu spielen:

  • Statt „Bist Du auch auf Twitter?“ heißt es jetzt „Bist Du auch bei X?“ … „Bei ‚Wo‘?“
  • Wie ändert sich nun mein Sprachgebrauch: „Ich ixe jetzt mal schnell von dieser Veranstaltung?“, „Hast Du den neuesten X von Prominenten Z auf X schon gesehen?“. Etwas hat sich seit dem Rebranding schon geklärt: Wir twittern nicht auf X, wir posten – so weit, so unspektakulär.
  • Anfang der 90er-Jahre wurde ein beliebter Schokoriegel umbenannt: „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix!“. Leider kann man diesen Werbeslogan nicht auf Twitter, jetzt X, ummünzen; dafür sind schlicht die eingeführten Änderungen gravierender als nix.
  • Wer noch auf der mechanischen Schreibmaschine das Tippen gelernt hat, kennt es: Geschriebenes wurde mit dem Buchstaben X unleserlich gemacht; es wurde ausgeixt. Und ja, es gibt das Verb ausixen. Twitter wird mit X ausgeixt. Sic!
  • Irgendwann kam für das Tippen auf mechanischen und elektronischen Schreibmaschinen eine geniale, deutsche Erfindung auf den Markt: das Tipp-Ex, schmale Streifen, mit denen man falsche Buchstaben entfernen konnte.
    [Exkurs im Exkurs: Interessanterweise erhielt der Erfinder von Tipp-Ex, Wolfgang Dabisch, in den 60-er Jahren ein Patent darauf und gründete in Eltville, gar nicht so weit von Limburg entfernt, seine Firma Tipp-Ex. Wie der Erfinder auf den Namen kam, konnte ich nicht herausfinden – ob er dabei ans Ausixen gedacht hat oder die Bedeutung des Adverbs ex (u. a. vorbei, zu Ende, aus)?]
    Auch bei Tipp-Ex schwingt mit dem Buchstaben X für mich das Auslöschen mit.
  • Das X am oberen rechten Bildschirmrand steht auch für das Schließen eine Browser- oder Desktopanwendung – auch hier markiert das X ein Verschwinden.
  • Im Englischen wird er Buchstabe X als „eks“ ausgesprochen. Ich denke an Wörter wie exclusive, extreme, exact, extinguish.
  • Der berühmte Satz mit X: Das war wohl nix! Eine Redewendung, die wir verwenden, wenn wir von etwas enttäuscht sind oder ein Vorhaben gescheitert ist.
  • Wer andere betrügen will, der macht – laut einer weiteren Redewendung – einer Person ein X für ein U vor. Der neue Firmenchef will uns X nicht als Twitter vormachen; er will aus X eine Alles-App analog zu „WeChat“ machen.
  • Wird X, früher Twitter, für mich jetzt x-beliebig, – sprich gleichgültig?

Meine Entscheidungen rund um X, früher Twitter

Wäre ich nicht schon gefühlt ewig bei Twitter, würde ich aufgrund des neuen Inhabers keinen Account aufmachen – analog zum Netzwerk des ehemaligen amerikanischen Präsidenten. Vorerst bleibe ich bei X, – als Beraterin für Kommunikation will ich aus der Innenansicht mitbekommen, wohin diese Plattform sich entwickelt.

Meine Timeline ist nach wie vor angenehm, wenn auch ausgedünnt; z. B. haben „fast die Hälfte aller Twitter-User, die regelmäßig über Klimawandel, Biodiversität und andere Naturthemen twitterten, die Plattform verlassen, seit sie Elon Musk im Oktober 2022 übernommen hat“.  Informationsschnelle und -gehalt sind meiner Wahrnehmung nach immer noch gegeben. Außerdem möchte ich die Umwandlung bei meinem Ex-Lieblingsnetzwerk von innen verfolgen.

So entscheide ich also:

  1. Meine aktive Zeit auf ehemals Twitter ist jetzt schon bzw. bleibt reduziert.
  2. Meine Twitter-Listen werde ich nicht mehr pflegen/erweitern.
  3. Zu wesentlichen Veränderungen auf dieser Online-Plattform namens X und hilfreichen Tipps blogge ich nicht mehr.
  4. Meine alten Blogpost zu Twitter, jetzt X, bleiben zunächst im Blog.
  5. Die Blogkategorie heißt weiterhin Twitter – auch um anzuzeigen, auf welche Zeit dieser Online-Plattform sich meine Blogartikel beziehen.

Twitter-Alternativen: Mastodon oder Post.News oder BlueSky?

Mastodon

Die Kürze der ehemaligen Tweets gefällt mir immer noch. Theoretisch wäre ich bei Mastodon richtig, theoretisch. Fun Fact: Irgendwann 2018 oder 2019 hörte ich davon, legte mir einen Account an, machte erste Schritte auf diesem Netzwerk … und langweilte mich dort. Im Frühjahr 2022 führte ich einen Frühjahrsputz bei meinen Accounts, Newsletter-Abos, etc. durch. Auch meinen Mastodon-Account habe ich damals gelöscht. Ende letzten Jahres habe ich mich darüber geärgert, nachdem viele den Schritt von Twitter zu Mastodon gingen. Soll ich’s nochmal ausprobieren? Derzeit nein, – es zieht mich einfach nicht dorthin.

Post.News

Als Twitter-Alternative wurde zum Jahreswechsel 22/23 Post.News genannt. Sie finden mich bei Post.News … ziemlich inaktiv. Im Dezember 2022 und Januar 2023 habe ich dort immer mal wieder reingeschaut und das angenehme Diskursklima genossen. Doch der Fokus auf den englischsprachigen Raum lies mich dort auch kein Feuer fangen. Vor allem, weil die Beiträge dort teils epische Länge haben.

BlueSky

Bei Bluesky habe ich mich gestern angemeldet – und bin auf der Warteliste.

Mein Fazit zu früher Twitter, jetzt X

Das Rebranding und das Renaming haben mich hinsichtlich des Micro-Bloggings endgültig heimatlos gemacht. Derzeit entscheide ich mich bei X bis auf Weiteres für ein eher inaktives „Live with it“. Finden werden Sie mich zukünftig aktiv auf LinkedIn.

Tja, passend zum Ende dieses letzten Twitter-Blogposts fällt mir ein Song ein: Bye, Bye Love.

Und Sie?

Haben Sie bereits eine Twitter-Alternative gefunden? Schreiben Sie mir Ihre Eindrücke oder Empfehlungen zu diesen Twitter-Alternativen in den Kommentar.


(c) Foto: Manuela Seubert

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Martina

    Ach wie herrlich!
    Liebe Manuela, ich finde es so erfrischend, wie Sie das alles beschreiben – ich selbst war ja nie ein aktiver Twitto wie Sie, aber die Veränderungen sind mir schon (negativ) aufgefallen. Ich bleibe hinkünftig noch ein bisschen in der Beobachterposition und was ich dann, wenn ich mich abmelde, mitnehmen werde, ist Sie ‚virtuell‘ kennengelernt zu haben – auf Twitter! Das ist doch was 🙂
    Ihnen wünsche ich im ‚leeren Nest‘ eine gute Zeit, es eröffnen sich neue Perspektiven und wir haben ganz andere Kommunikationsmöglichkeiten (Skype/Whatsapp) mit unseren Kindern als es unsere Mütter hatten. Ich kann mich noch erinnern, als ich in Frankreich war, musste ich per Telefonzelle ein Lebenszeichen an meine Mutter geben.
    Lassen wir die Vögelchen flattern, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Grüße aus Wien, Martina

    1. Seubert

      Liebe Martina,
      vielen Dank für Ihre netten Worte. Wie wir beide, habe ich tatsächlich auf Twitter sehr viele Menschen zunächst virtuell kennengelernt. Bei einigen kam es dann zum Treffen im „realen“ Leben, – Twitter sei Dank.

      Zum leeren Nest (Anm.: Das habe ich in meinem heute versendeten Newsletter thematisiert) kann ich Ihnen nur zustimmen: Mit den digitalen Kommunikationsmitteln ist es viel einfacher, in Kontakt zu bleiben, sich dabei zu sehen und nahe zu fühlen. Die Suche nach Telefonzellen, deren Geruch, das Geräusch der ständig viel zu schnell durchrasselnden Geldmünzen, der Aufruf „Fasse Dich kurz!“, u. a. – Erinnerungen, die die nächste Generation nur noch nachlesen kann.

      Vielleicht schaffen wir es ja, unser Twitter-Kennenlernen ins Dreidimensionale überzuführen – Wien ist schließlich immer eine Reise wert. Und aus eigener Erfahrung von vor vielen Jahren weiß ich: Da gibt es gute Haferl Kaffee!

      Herzlichen Gruß aus Limburg,
      Manuela

  2. Ulrike

    Liebe Manuela,

    mir gfefallen deine X-Vergleichsbeispiele sehr gut – der Text insgesamt auch. Ich hbae Twitter geliebt, war morgens mein erstes Medium. Hab darüber viele Menschen kennengelernt und mich mit ihnen ausgetauscht. Twitter war eine Inspirationsquelle. Mir geht’s mittlerweile wie dir. Ich schau nur noch sporadisch vorbei. Gelöscht habe ich meinen Account noch nicht – aber nur, weil ich mir die Zeit noch nicht genommen haben, den Account zu löschen.

    Alternativ hab ich mich bei Mastodon angemeldet. Ich werde mit der Plattform allerdings nicht warm. Ähnliches gilt für mich auch mit LinkedIn. Für meine Italienthemen scheint mir aktuell Instagram die bessere Wahl – oder noch ganz old school: Facebook.
    Lieben Gruß
    Ulrike

    1. Seubert

      Liebe Ulrike,
      vielen Dank für Deinen Kommentar und v. a. die Einblicke in Deine Erfahrungen mit alternativen, anderen Social-Media-Plattformen.
      Ich freue mich auf jeden Fall immer, wenn ich einen Deiner Italienpost – meist bei Instagram – entdecke :-).
      Herzlichen Gruß aus Limburg
      Manuela

  3. Alex

    Hallo Manuela,
    danke für Deinen Beitrag und die Gedanken zu X. Ich sage es mal drastisch, alle Accounts, die dort noch aktiv sind (und nicht müssen!), verhelfen weiterhin der Platform so zu agieren wie es Elon Musk möchte und damit auch, dass sich dort Hass und Hetze und falsche Informationen weiter ausbreiten können. Realistisch ist es zu sagen, dass die letzten Jahre sich nicht verbessert haben (auch vor Musk), und alle Bemühungen ins Leere liefen und daher viele andere auch schon länger ihre Accounts gelöscht oder deaktiviert haben. Ich habe meinen Account deaktiviert, damit mit meinem User Handle kein Unfug angestellt werden kann.
    Vor der Deaktivierung habe ich erfolgreich (das war im November 2022) mein Twitterarchiv heruntergeladen und kann es nun lokal anschauen wenn ich möchte.

    Bei Mastodon und Bluesky fühle ich mich sehr wohl. Übrigens, hätte ich noch einige Invite Codes übrig, falls Du die Wartezeit umgehen möchtest. 😉
    Und ich baue sowohl bei Mastodon als auch bei Bluesky eine tolle Community auf und viele andere sind dort auch wieder. Warten, dass es so wird wie früher? Nein, eher ein wenig Zeit und Mühe investieren und schon ist Twitter/X nicht mehr interessant.

    1. Seubert

      Hallo Alex,

      vielen Dank für Deine ausführlichen Einblicke und Einschätzungen.
      Wie Du habe auch ich im November 2022 mein Twitter-Archiv angefordert.
      Dein Angebot hinsichtlich des Bluesky-Invite nehme ich gern an.

      LG aus Limburg
      Manuela

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