Punkte und Kommas verwenden wir in unseren Gebrauchstexten häufig. Für den Satzbau und ein leichteres Leseverständnis stehen uns jedoch mehr Satzzeichen zur Verfügung.
Überlegen Sie kurz:
- Welche Satzzeichen kennen Sie?
- In Ihren bisherigen Texten: Welche Satzzeichen verwenden Sie regelmäßig?
Inhaltsverzeichnis
ToggleArten von Satzzeichen
Punkt und Komma habe ich bereits in der Einleitung genannt. Dazu können Sie die folgenden Satzbau-Zeichen einsetzen: Fragezeichen, Ausrufezeichen, Doppelpunkt, Semikolon und Gedankenstrich.
Auf weitere Satzzeichen gehe ich nicht ein. Diese spielen in Gebrauchstexten bei vielen Unternehmen eine geringere Rolle und behindern das Leseverständnis. Eine komplette Übersicht zu Satzzeichen finden Sie u. a. bei Wikipedia.
Vielfalt statt Einfalt – Nutzen Sie viele Satzzeichen!
Hand aufs Herz: Verwenden Sie in Ihren Sätzen nur Punkt und Komma?
Mit dieser Präferenz für Punkt und Komma sind Sie nicht allein. In vielen Unternehmenstexten sehen Sie lediglich diese beiden Satzzeichen.
Ändern Sie dies sofort!
Dabei ist es unerheblich, welche Textart sie gerade verfassen: E-Mail, Flyer, Rede oder – gerade wie ich – einen Blogartikel. Satzzeichen strukturieren unsere Sätze und geben ihnen einen Sinn.
Nur mit Punkten und Kommas verkommen Ihre schriftlichen Worte zum leblosen Text! Oder wie Christa Goede zum Thema Augenanker so nett schreibt: “Satzzeichen … halten das Hirn munter”.
Satzzeichen führen die Stimme, sie machen Musik … Gerade mal sieben Zeichen besitzen wir, um die tote Schrift mit der Lebendigkeit der mündlichen Rede zu befeuern: Wir heben und senken die Stimme, wir sprechen schneller oder langsamer, lauter oder leiser, gelangweilt, bewegt, fragend, drohend, ironisch, bekümmert, verzweifelt, in Wut.
Wolf Schneider, “Deutsch für junge Profis”, S. 128
Was bewirken die einzelnen Satzzeichen?
In vielen Artikeln wird Ihnen empfohlen, Ihre Texte durch Absätze, Aufzählungen, Bulletpoints oder Hervorhebungen zu strukturieren. Lesenswert ist in diesem Zusammenhang z. B.: Content is string – 10 Tipps für bessere Texte.
Diese Empfehlungen für einen lesbaren Text sollten unbedingt um leicht verständliche Sätze mit überlegt gesetzten Satzzeichen ergänzt werden.
In medias res: Lesen Sie, wie Sie mit sieben Satzzeichen Ihren Leser durch Ihre Texte führen können.
Der Punkt
Die Aussage eines Satzes ist beendet, wenn der Punkt gesetzt wird.
Der Leser senkt gedanklich die Stimme (der Redner seine Stimme in real). Er macht eine Pause, bevor er sich der nächsten Aussage im folgenden Hauptsatz zuwendet.
Exkurs: In einem früheren Blogpost habe ich über den Punkt als Satzzeichen gebloggt.
Das Komma
Wie es im Duden (S. 69) heißt: “Das Komma ist ein Gliederungszeichen, das innerhalb eines Ganzsatzes bestimmte Wörter, Wortgruppen oder Teilsätze voneinander oder vom übrigen Teil des Textes abtrennt.”
Kommas signalisieren dem Leser: Dieser Satz ist noch nicht zu Ende. Halte Deine Aufmerksamkeit hoch, bis der Punkt den Satz beendet.
Exkurs:
Überstrapazieren Sie die Aufmerksamkeit Ihres Lesers nicht zu sehr, indem Sie verschachtelte Sätze bauen. Verschachtelte Sätze erkennen Sie daran, dass ein Satz mehr als ein Komma hat. Zerschlagen Sie einen Satz mit vielen Kommas.
Das Fragezeichen
Wollen Sie einen Satz als Frage formulieren, dann setzen Sie ein Fragezeichen.
Häufig beginnt der Fragesatz mit einem Fragewort, wie z. B. wer, was, wann, warum oder wie. Fragesätze kommen auch ohne diese klassischen W-Frageworte aus.
Beispiele: Welche Fremdsprachen sprechen Sie? Kennen Sie alle Satzzeichen? Das hat er nicht ernst gemeint, oder doch?
Das Ausrufezeichen
Möchten Sie Ihrem Satz einen gewissen Nachdruck verleihen, beenden Sie ihn mit einem Ausrufezeichen.
Beispiel: Herzlichen Glückwunsch! Zum Wohl!
Das Ausrufezeichen kann zudem einem Satzbestandteil in Klammern gesetzt besondere Bedeutung zukommen lassen.
Beispiel: Ich konnte es nicht fassen – er aß 10 (!) Eier.
Exkurs:
Ausrufe- und Fragezeichen kurz hintereinander bieten dem Leser ebenfalls eine abwechslungsreiche Struktur und damit Freude am Weiterlesen.
Beispiel aus der bekannten Einleitung der Asterix-Bände: “Ganz Gallien ist von den Römern besetzt…Ganz Gallien? Nein!”
Meist etwas aufgebracht, können Sie diese beiden Satzzeichen verwenden, um aus einem Fragesatz eigentlich eine empörte Aussage zu machen.
Beispiel: Seid ihr noch alle bei klarem Verstand?!
Der Doppelpunkt
Lange Aufzählungen trennen Sie in einem Satz durch einen Doppelpunkt vom restlichen Satz ab.
Beispiel:
Der folgende Satz ist durch die im Deutschen mögliche Umklammerung eines zweiteiligen Verbs leserunfreundlich:
In der kommenden Geschäftsleitungssitzung werden die Neubesetzung des Finanzvorstandes, der geänderte Gesellschaftervertrag, die Jahres-Pressekonferenz und die Vergütungsregelung für den erweiterten Geschäftsleitungskreis beschlossen.
Der Doppelpunkt lässt Ihre Leser den Inhalt schnell erfassen und regt zum Weiterlesen an:
In der kommenden Geschäftsleitungssitzung werden beschlossen: Neubesetzung des Finanzvorstandes, geänderter Gesellschaftervertrag, Jahres-Pressekonferenz und Vergütungsregelung für den erweiterten Geschäftsleitungskreis.
Der Gedankenstrich
Der Duden definiert den Gebrauch des Gedankenstriches folgendermaßen:
“Der Gedankenstrich wird häufig dort verwendet, wo man in der gesprochenen Sprache eine deutliche Pause macht.”
Wann können Sie den Gedankenstrich einsetzten? Immer wenn Ihrem Hauptsatz etwas Unerwartetes, Überraschendes oder Widersprüchliches folgt; auch Einschränkungen können Sie damit deutlich machen.
Beispiel: Sie dürfen sich mein Laptop ausleihen – aber nur bis 12 Uhr!
Das Semikolon
Wann haben Sie zuletzt das Semikolon – auch Strichpunkt genannt – benutzt?
Zumindest zur Strukturierung eines Satz wird es schon eine Weile her sein; denn das Semikolon führt in unseren Sätzen ein jämmerliches Dasein. Bastian Sick (S. 112) weist auf eine einzige Ausnahme hin: als Zwinker-Smiley in elektronischen Textnachrichten ;-) verwenden wir den Strichpunkt häufig.
Nutzen Sie die Bedeutung des Semikolons zur Verfeinerung Ihrer Sätze. Dieses Satzzeichen trennt ein Satzgefüge stärker als ein Komma, aber schwächer als ein Punkt. Das Semikolon kommt daher, als würden Sie rufen: “Halt! Ich bin mit meinem Gedanken noch nicht fertig”.
Außerdem können Sie damit zusammengehörige Gruppen in Aufzählungen markieren. Der Duden liefert zu dieser Definition ein passendes
Beispiel: “Unser Proviant bestand aus gedörrtem Fleisch, Speck und Rauchschinken; Ei- und Milchpulver; Reis, Nudeln und Grieß.”
Eine kleine Einschränkung gibt es: Verwenden Sie den Strichpunkt nicht zu häufig; es könnte affektiert wirken.
(Aktualisierung 2023): Dem Semikolon, diesem ungenutzten Satzzeichen, habe ich einen eigenen Blogartikel gewidmet.
Mein Satzzeichen-Tipp zum Schluss
Lassen Sie Ihre Texte nicht zu Punkt- und Kommawüsten verkommen. Schöpfen Sie für Ihren Satzbau und Ihre schriftliche Kommunikation unsere sieben Satzzeichen auf einer DIN A4-Seite aus; zumindest 5 Zeichen sollten es nach Wolf Schneider in jedem Text schon sein (S. 132).
Ihre Leser werden es Ihnen danken. Und Sie profitieren davon, dass Ihre Texte gelesen und besser verstanden werden.
Quellen
- Duden – Die deutsche Rechtschreibung, Bd. 1., 25. Auflage, 2010, Verlag Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim/Zürich
- Wolf Schneider, Deutsch für junge Profis, 6. Auflage, Juni 2015, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg – meine Rezension
- Bastian Sick, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 6, 1. Auflage, 2015, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
Foto/Grafiken: © Manuela Seubert