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Duzen oder Siezen als Anrede im Blog und Newsletter?

Über den Jahreswechsel zog ich meinen Online-Auftritt um. Während dieser Zeit freute ich mich wie Bolle darauf, anschließend im Blog und im Newsletter aufs Duzen umzusteigen. Trotzdem sieze ich Sie jetzt gerade. Was ist passiert?

In größeren Abständen stelle ich mir die Frage, welche pronominale Anredeform ich im Internet (Website, Blog, Newsletter, Social-Media) wähle: Duzen oder Siezen? Zuletzt habe ich mir im Jahr 2018 die Frage nach Du oder Sie als Anrede gestellt.

Geänderte Ansprache beschlossen!

Seither sind drei Jahre vergangen.  

Während meiner Website-/Blogarbeiten beschloss ich: Wer mich erstmals im Web entdeckt, wird auf den normalen Webseiten wie Startseite, Leistungen und Produkte mit Sie angesprochen. Wie im realen Leben ist für mich als Dienstleisterin für B2B-Unternehmen, KMU und Solo-Unternehmende das „Sie“ beim ersten Kontakt selbstverständlich. 

Doch im Blog und im Newsletter steige ich auf das „Du“ um. Denn ich dachte mir: 

  • Das Duzen hält auch im geschäftlichen Umfeld in Deutschland immer mehr Einzug – nicht nur bei einem schwedischen Möbelhaus. Stellenanzeigen werden schon im Du-Format geschrieben, Start-ups preschen mit der hippen Schwarm-Duzerei vor, in der Blogosphäre und auf einigen Social-Media-Plattformen ist das Sie eher ein kultureller Fehltritt.  
  • Meine Blogbeiträge oder meinen Newsletter lesen v. a. Menschen, die mich schon länger kennen. Eine persönliche Beziehung ist zu ihnen im digitalen Raum bereits entstanden.
  • Werde ich in den digitalen Medien mit Du angesprochen, fühle ich mich den Menschen näher. Dieses Gefühl möchte ich auch bei meiner Leserschaft im Blog und beim Öffnen meines Newsletters wecken.
  • Und vor allem: Mit einer Du-Anrede schreibe ich Texte noch lockerer und leichter.

Während ich im Januar mein Design, Website, Blog und Newsletter umgestaltete, formulierte ich bereits meine neuen Beträge an Sie im „Du“-Format.

Das „Du“ im Newsletter sollte den Anfang machen

Voller Vorfreude setzte ich mich an meinen ersten Newsletter im neuen Design und wollte das erste „Du“ in den ersten Satz schreiben …

Und erstarrte.

Mein Schreibfluss war gegen eine Staumauer geprallt. Wie Blei lagen meine Finger auf der Tastatur. Mein Hirn schaltete auf Fluchtmodus. 

„Manuela, was ist los? Warum kannst Du das „Du“ nicht tippen?“

(Stille)
(Duzen oder Siezen?)
(Wieder Stille)

Manchmal ist es schon merkwürdig mit den getroffenen Entscheidungen. Innerhalb weniger Sekunden wusste ich: „Keine Duzerei im Blog und im Newsletter.“ 

Das Siezen bleibt.

Generell habe ich mit dem Duzen kein Problem. Ich bin gerne per „Du“ – ob in eher persönlich orientierten Social Media wie Facebook, Twitter oder Instagram, auf Veranstaltungen wie BarCamps oder im Image-Talk.

Im beruflichen Umfeld, in dem ich mich mit meinem PR-Blog und Newsletter bewege, ist das Siezen für mich Standard. 

Warum ich beim Sie bleibe:
  1. Ich habe gelernt, auf meine körperlichen Signale zu hören (nicht immer, aber immer öfter 😉). Eine solche wie oben beschriebene Blockade hatte ich schon lange nicht mehr.
  2. Meine Persona hat sich in meinem Kopf mit „Sie“ verankert.
  3. Mein Siezen ist eine respektvolle und gleichzeitig freundliche Kommunikation ohne Distanz. 
  4. Die Rückmeldungen, die ich zu meinen Blogbeiträgen und Newslettern erhalte, sind positiv – unabhängig von dem angeblich steifen Sie.
  5. Offensichtlich schaffe ich es mit der Sie-Anrede eine Beziehung zu meiner Leser:innen aufzubauen.
  6. Last, but not least: Anfragen, die mich über Blog oder Newsletter erreichen, werden von meiner (potentiellen) Kundschaft per Sie gestellt. Wenn sich im Laufe eines gemeinsamen Projektes das „Du“ einschleicht, ist das o.k.

So bleibe ich weiterhin beim „Sie“ … und freue mich, dass die Finger damit wieder wie selbstverständlich für Sie über meine Tastatur tanzen.

Wenn Sie soeben erstmals in meinem Blog gelesen haben: Welche Anrede fänden Sie adäquat – Duzen oder Siezen?

Herzlichen Gruß aus Limburg
Ihre Manuela Seubert 

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Ulrike

    Liebe Manuela,

    ich bin eine große Verfechterin des „Sie“, vor allem im geschäftlichen Umfeld und sehe das wie Daniel – das „Sie“ garantiert eine gewisse Distanz. Ein früherer Kollege sagt mal „man müsse sich das „Du“ erst verdienen. Ich finde da ist etwas dran. Ich bleibe im geschäftlichen Umfeld lange beim „Sie“. Dass ich bei manchen Unternehmen als Kundin geduzt werde, stört mich sehr.

    Ich habe mich zwar in meinem Blog für das „Du“ entschieden. Bei meinem Blog handelt es sich allerdings auch um ein privates mit dem ich keinerlei kommerzielle Interessen verbinde.

    1. Manuela Seubert

      Liebe Ulrike,

      das Du erst verdienen – ein schöner Ansatz.

      Vor zwei Jahren bin ich erstmals von einem potentiellen Neukunden direkt ungefragt geduzt worden – ich war mehr als irritiert. Dieser Telefonkontakt war 25 Jahre jünger als ich und hatte erste berufliche Erfahrungen in einem Start-up gemacht – vielleicht ist es eine Generationenfrage.

      Bei Deinem Blog würde ich auch das Pronomen „Du“ verwenden :-).

      Deine Manuela

  2. Meike Leopold

    Hallo Manuela, bin ganz bei dir und kann deine Reaktion gut verstehen. Ich sieze auch auf dem Blog. Im Newsletter nicht, nach einer Umfrage unter den Leser:innen, von denen ich viele bereits kenne. Bei LinkedIn geht es immer hin und her. Gar nicht so ein leichtes Thema…liebe Grüße, Meike

    1. Manuela Seubert

      Liebe Meike,

      danke für Deine Rückmeldung. Deine Idee, die Leserschaft Deines Newsletter zu befragen, gefällt mir. Vielleicht werde ich das bei meiner nächsten Überprüfung in Erwägung ziehen – in ein paar Jahren ;-).

      Das Hin und Her bei LinkedIn kann ich nachvollziehen. Viele Menschen kennen wir durch unsere jahrelange Berufstätigkeit, unser Verweilen im Digitalen und unser Netzwerken … wodurch wir viele Duzen. Doch LinkedIn ist eine berufliche Netzwerkplattform, auf der ich persönlich in der ersten Ansprache immer noch das Sie schätze.

      Das Duzen/Siezen wird wohl noch länger ein vielschichtiges Thema sein, bei dem wir alle den zu uns und unserem geschäftlichen Umfeld passenden persönlichen Weg finden müssen.

      Gruß nach Bayern, Manuela

  3. Daniel R. Schmidt

    Hallo liebe Manuela,

    ich würde mich selbst ja auch als eher progressiv bezeichnen, aber beim „Duzen“ bin ich dann tatsächlich sehr konservativ. Möglicherweise weil ich so sozialisiert wurde, dass das „Sie“ auch einen gewissen persönlichen Abstand garantiert. Und der ist mir wichtig. Kann Dein Bauchgefühl also absolut nachvollziehen. 😉

    Viele Grüße
    Daniel

    1. Manuela Seubert

      Hallo Daniel,

      danke für Deine Rückmeldung. Ja, ich schätze beim ersten Kennenlernen ebenfalls das höfliche Sie – der gewisse persönliche Abstand ist bei manchen Menschen einfach auf Dauer hilfreich ;-).

      Sonnigen Gruß aus Limburg
      Manuela

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