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Content Strategy Camp 2020: Mein Rückblick

Seit 2013 ist das Content Strategy Camp (kurz: Cosca) ein Fixtermin in meinem Kalender. Nicht nur, weil ich dort immer wieder Wissen zu Content Strategie und Content Marketing sammle; sondern auch weil ich dort viele Kolleg:innen treffe, mit denen ich mich gern fachlich und beruflich austausche.

Im Folgenden berichte ich Ihnen, was ich beim #cosca20 am 25.9.2020 erlebt habe.

Inhaltsverzeichnis

  1. Ist Content Strategie jenseits der Wachstumsökonomie möglich?
  2. Stadt Land Fluss – Wie man ein Stadtkind aufs Land holt
  3. Nische = Arschkarte oder Chance?
  4. #betreutesTrinken
  5. #cosca20: Remote? Remote => Tipps!
  6. Mein Fazit: cosca20 => cosca21

1. Ist Content Strategie jenseits der Wachstumsökonomie möglich?

Diese Frage stellte Heinz Wittenbrink zur Diskussion: Unser Planet hat durch das Wirtschaftswachstum schon planetarischen Grenzen überschritten, die unsere Existenz bedrohen. Ressourcenverbrauch und wirtschaftliches Wachstum können nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Was bedeutet dies für die Disziplinen Content Strategie und Content Marketing? Können diese in einer Ära des Post-Wachstumszeitalters überhaupt noch bestehen?

Zunächst einmal fütterte uns Heinz mit vielen Zahlen, Fakten und Zusammenhängen zur Umweltökonomie. Heinz hat seine Präsentation Content-Strategie für die planetare Gesundheit online gestellt mit vielen Links zu weiterführenden Studien.

Als Content Strategen oder Content Marketer sind wir Teil einer Wirtschaft, in der es um Wachstum geht: Content soll letztlich effizient Kunden zum Kauf überzeugen, soll Wachstum anheizen.

Mit dieser Session warf Heinz erstmals Fragen in dieser Disziplin auf, wie:

  • Müssen sich Content-Worker in Anbetracht der ökologischen Veränderungen und der Überschreitung von planetaren Grenzen die Frage nach der Ethik ihres Berufsfeldes stellen?
  • Ist der Begriff der Effizienz durch Suffizienz in unserem Handeln ersetzbar?
  • Sollte Content statt zum Kauf überzeugen Bedürfnisse besser erkennen?
  • Wie können Unternehmen/Publizisten die ökologische Veränderung unterstützen?
  • Sollten Content-Arbeitende ihr Wissen nur dafür einsetzen, Unternehmen/Produkte zu unterstützen, die regenerative Ideen verfolgen, die statt Wachstum in Suffizienz denken, u. ä.?

Die 45 Minuten in dieser Session waren gefühlte 5 Min! Ich hätte gerne noch weiter diskutiert.

Doch hier zeigte sich die Limitation des remote-BarCamps: Ein digitaler Raumwechsel verliert überdurchschnittlich viele an diesem Thema interessierte Menschen, während vor Ort die Diskussion mit Heinz höchstwahrscheinlich im Flur der Hochschulräume weitergegangen wäre.

Hoffentlich hören wir zum Thema “Ethik, Postwachstum und Content Strategie” demnächst viel mehr.

Definitiv: Meine nachdrücklichste Session auf dem #cosca20!

2. Stadt Land Fluss – Wie man ein Stadtkind aufs Land holt

Stefan Evertz berichtete in dieser Session über das Projekt Summer of Pioneers, das erstmals in der Stadt Wittenberge ausgerichtet wurden.
Ziel: Digital- und Kreativarbeiter aus der Großstadt zu zeigen, wie es sich auf dem Land in einer Kleinstadt leben lässt.

Die Großstadtmenschen konnten für ein halbes Jahr eine möblierte 2-Zimmer-Wohnung zu einem extrem günstigen Preis bewohnen und im extra eingerichteten CoWorking-Space mit Blick auf die Elbe arbeiten. Im Gegenzug dazu haben sich diese Pioniere ehrenamtlich für die Stadt eingebracht. 30 Projekte wurden so im Laufe des Summer of Pioneers in Wittenberge umgesetzt.
Medial hat das Projekt zudem viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, – während des Probelaufs in 2019 und derzeit immer noch im Nachgang.

Stefan war einer dieser Pioniere und ist einer von den 30 %, der nach der Probephase dauerhaft seinen Wohn- und Arbeitsplatz aufs Land in die Kleinstadt Wittenberge verlegt hat. Den ursprünglichen CoWorking-Space in der alten Ölmühle gibt es nicht mehr, dafür den Elbespace.

Der Erfolg dieses Projektes liegt seiner Meinung nach an:

  • Ruhe, Möwen, Himmel und das Leben/der Blick auf die Elbe 🙂
  • Schnupperwohnen zu günstigen Konditionen
  • Zugänglichkeit der beteiligten Akteure vor Ort
  • ICE-Bahnhof zwischen Hamburg und Berlin
  • Durch das ehrenamtliche Engagement während des halben Testjahres außerdem schnelles Eintauchen in die Vor-Ort-Gemeinde

Der nächste Summer of Pioneers steht schon in den Startlöchern – 2021 wird das hessische Homberg (Efze) diesen Probelauf zur Förderung des ländlichen Raums machen und lädt am 3.10. zum Meet-up in die Kleinstadt nach Nordhessen ein.

3. Nische = Arschkarte oder Chance?

In dieser Session stellte Elisabeth Hiesmayer vor, wie sie als Neu-Gründerin seit Juli 2020 den Aufbau von organischer Reichweite betreibt. Denn für Solo-Selbstständige und Kleinunternehmende sind fehlendes Budget, fehlende Zeit und fehlende Regelmäßigkeit oftmals Bremsklötze beim Reichweitenaufbau.

Ihre Tipps in Kürze:

  • Hashtag-Mix, v. a. bei Instagram, nutzen: bekannte und weniger bekannte Hashtags mixen; regionale Hashtags nicht vergessen; Selbstportraits mit reichweitenstarken Hashtags versehen; Zielgruppen-Hashtags ermitteln
  • Persönliche Social-Media-Profile mit Fingerspitzengefühl zur Verbreitung der Nachrichten aus den Unternehmenskanälen nutzen
  • Relevante Infos und Unterhaltung streuen, attraktive Feeds je Kanal gestalten
  • Mit Redaktionsplan arbeiten, um das Zeitproblem in Griff zu bekommen. Bsp: an einem Jour Fixe Content en blog vorproduzieren oder wichtige Termine im Jahresplan festhalten
  • Keine Angst vor Monolog: Gerade wenn man im Aufbau seiner digitalen Kanäle ist, führt man in den Social Media zu Beginn eher noch einen Monolog statt Dialog. Nicht davon demotivieren lassen!

Sondertipp für mehr Videos, wenn man wie ich zu den Videomuffeln gehört: Mal eine Woche lang Video- statt Textnachrichten senden!
Ich werde dies nur ab und zu umsetzen: Videonachrichten können erstens nicht in jeder Situation vom Empfänger abgerufen werden (z. B. in Meetings oder im ÖPNV), zweitens dauert das Ansehen länger als das Lesen eines Textes und drittens will ich damit mein Gegenüber nicht durch dieses von mir ungewohnte Format verschrecken.

4. #betreutesTrinken

Carmen Hillebrand, Gastgeberin beim Podcast Völlerei und Leberschmerz, bot eine Whisky-Session remote an. So lies ich mich zur letzten, abendlichen #cosca20-Session um 20.30 Uhr bequem in meinem Schreibtischstuhl erstmals mit einem Glas Whisky nieder.

Was Carmen uns so mitgab:

  • Unterschied Whis-ky und Whis-key:
    Whisky => Basis: Gerste; Regionen: Schottland, Kanada;
    Whiskey => Basis: 51% Mais, daher süßer; Regionen u.a.: Irland, USA.
  • Welches Glas: Um die feinen Aromen am besten zu erfahren, trinkt man Whisky aus tulpenförmigen Nosing Gläsern.
  • Was bedeutet die Jahreszahl auf einer Flasche? Ein Whisky mit Altersangabe darf keinen Whisky enthalten, der jünger als dieses Alter ist.
  • Nachdem man sich einen Whisky eingeschenkt hat, sollte man diesen eine halbe Stunde stehen lassen oder mit den Händen erwärmen: Die Aromen entfalten sich noch besser.
  • Angels Share nennt man den Teil des Whiskys, der bei langer Lagerdauer verdunstet. Daher sind ältere Whiskys meist teurer – gleichzeitig nicht unbedingt besser.

Diese late-evening-Session bis 21.30 Uhr war ein schöner Abschluss des #cosca20-Sessiontages, der dann ins abendliche Networking überging. Dazu gleich mehr.

5. #cosca20: Remote? Remote => Tipps!

Meine achte Teilnahme am Content Strategy Camp hätte wie jedes Jahr eine Fahrt an den Mediencampus der Hochschule Darmstadt in Dieburg bedingt.
Dann kam Corona.

Wie bei den #coscas live in Dieburg, war das Remote-Cosca wieder perfekt organisiert.

Was man sich für die Organisation eines Remote-Events von der #cosca20-Organisation abschauen kann:

  • Einrichtung einer Slack-Community: Dort konnten sich die Teilnehmenden Wochen vor der Veranstaltung vorstellen und vernetzen, Sessions pitchen, Fragen zum Ablauf stellen.
  • Die im Vorfeld gepitchten Sessions wurden im Google-Tabellenblatt “Sessionplan” abgelegt; von dort gelangte man einfach über die hinterlegten Links in die jeweiligen Session-Zoom-Räume.
  • Networking-Möglichkeit 1: In der “Aula” (Zoom-Raum) wurde Begrüßung, Sessionpitch, Abendessen sowie Anlaufpunkt für die lange Nach des Coscas abgehalten.
  • Networking-Möglichkeit 2: Zwischen den Sessions konnten alle Pause vom Bildschirm machen – oder in der Aula nach Gesprächswilligen Ausschau halten.
  • Networking-Möglichkeit 3: Beim 1,5 stündigen Abendessen vor den Abendsessions war die Aula ebenfalls Anlaufstelle zum Netzwerken. Wurde der Kreis dort zu groß, haben die Organisatoren per Zufallsprinzip die Gäste in Breakout-Session mit max. 5 Teilnehmenden für 15 Minuten geschickt. Dieses Zoom-Feature kannte ich nicht, war bei der ersten Zuordnung ziemlich perplex und danach begeistert => dieses zufällige Zusammenwürfeln würde bei einer Vor-Ort-Veranstaltung schwer umzusetzen sein.
  • Networking-Möglichkeit 4: Nach dem offiziellen Sessionende um 21.30 Uhr konnten alle bis Mitternacht an der langen Nacht des Coscas zum freien Netzwerken teilnehmen. Wir trafen uns in der Aula und wurden wieder erneut zufällig in Breakout-Räume verteilt – jedoch nun ohne zeitliche Einschränkung und mit der “Erlaubnis” nach Lust und Laune zwischen den Breakout-Sessions zu wechseln.

6. Mein Fazit: #cosca20 ➡ #cosca21

#cosca20-Remote war gut.

Danke an Thomas, Pia, Katja, Sascha, Lisa und Michael sowie die fleißigen Helfenden im Hintergrund!

Und danke an die Sponsoren: Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum KommunikationScriptSinnerSchrader und Fink&Fuchs!

#cosca21 – ich hoffe auf ein Treffen live vor Ort im entlegenen Dieburg mit den geliebten langen Fußwegen zu den Sessionräumen ;-).

© Fotos/Screenshots: Manuela Seubert

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