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Kommunikatoren ohne Social-Media-Account: „Muffel“ oder „peinlich“?

Mitte Juni schrieb zunächst Daniel Neuen im PR-Report über Twitter-Muffel und stolz darauf. Ein paar Tage später antwortete Stephanie Tönjes von der Deutschen Telekom mit einem Rant Einfach nur peinlich. Mich ließ diese Aufregung nicht los; daher möchte ich nach meinem Urlaub etwas verspätet zur Diskussion beitragen.

Sind Kommunikatoren ohne Twitteraccount wirklich “Muffel” oder gar “peinlich”? Ich kann diese Aussagen und das Kopfschütteln über die Social-Media-Verweigerer unter den Kommunikatoren verstehen. Mir geht es – manchmal – ähnlich.

Gründe für Social Media

Schließlich gibt es viele Gründe, warum ein Kommunikator nicht nur alle Funktionen des Telefons und des E-Mail-Programms kennen, sondern sich auch social skills aneignen sollte:

  • Die sozialen Medien waren schon kein Neuland mehr, als 2013 Angela Merkel ihren legendären Neuland-Ausspruch zum Internet machte.
  • Kommunikatoren können Journalisten auch gut auf Twitter ansprechen und Vertrauen aufbauen.
  • Andere aus Sicht eines Kommunikators wichtige Stakeholder sind auf Facebook, Instagram, Snapchat, Xing und Co. unterwegs und unterhalten sich über dessen Arbeitgeber.
  • Kommunikatoren können mit ihren Internetauftritten ebenfalls zur Reputation und Branding ihres Arbeitgebers beitragen sowie für sich selbst eine personal brand aufbauen.
  • Social Skills fördern den Social Mind und damit ein besseres Verständnis für die Veränderung durch die Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen.
  • u. a.
 

Zwischentöne in der Diskussion fehlen

In dieser ganzen Diskussion um die Kommunikatoren ohne Social-Media-Account vermisse ich eine Differenzierung innerhalb der Gruppe der Unternehmens-Kommunikatoren.

Warum wird immer nur von den digitalen Totalverweigerern unter den Kommunikatoren gesprochen bzw. sich über diese aufgeregt?
Diese Menschen werden wir mit allen guten Worten nicht überzeugen von den Vorteilen der digitalen Kommunikation und deren effizienten Nutzung. Schließlich haben sie alle Argumente der letzten Jahre kalt gelassen.

Mögliche Ursachen für zögerliches Betreten des digitalen Neulands

Es gibt allerdings noch die Kommunikatoren, die gern mehr in der digitalen Kommunikation machen würden, aber in Digitalien nicht richtig Fuß fassen. Das kann folgende Ursachen haben:

  • Beim DPRG-Zukunftsforum im Juni wurde ausführlich über die Rolle der Kommunikatoren diskutiert. Was, wenn Kommunikatoren derzeit nicht genau wissen, in welche Richtung sich ihre Verantwortung und damit die benötigten Fähigkeiten tatsächlich bewegen?
  • Laut Philipp Schindera von der Telekom hat ein Kommunikator derzeit 7 Rollen (auch o. g. Link): Digitalisierungs-Treiber, Orientierungsgeber, Netzwerker, Analyst, Storyteller, Krisenmanager und Event-Experte.
    Himmel, was für ein umfangreiches Aufgabengebiet! Da muss ein Kommunikationschef zwangsläufig einen Schwerpunkt setzen – analog zu den Bedürfnissen seines Arbeitgebers, der Stakeholder und der Branche. Dieser Schwerpunkt ist nicht zwangsläufig der “Digitalisierungs-Treiber”.
  • Aufgerieben zwischen den von Schindera genannten Rollen hat ein Kommunikator schlicht und einfach keine Zeit, einen persönlichen Twitteraccount zu füllen. Er verlässt sich vielleicht auf sein digitalaffines Team, das die Unternehmenskommunikation über Social-Media-Kanäle erfolgreich führt.
  • Der Arbeitgeber und Geschäftsführer betreut selbst die Socia-Media-Auftritte des Unternehmens und sieht twitternde Mitarbeiter nicht gern.
  • Der Kommunikator hat vielleicht erste Tweets geschrieben, kommt aber aufgrund des digitalaversen Umfelds nicht weiter.
  • Vielleicht ist er ein digitalaffiner Kommunikator – ohne Social-Media-Präsenz. Vielleicht überzeugt er gerade seinen Vorstand, demnächst mit Social Bots im Kundendienst zu experimentieren; zuvor hat er einen Instant-Messaging-Dienst im Unternehmen eingeführt, während er zurzeit mit dem Verkaufsleiter ein Virtual-Reality-Projekt realisiert, das potentiellen Kunden erlaubt, die individuell gefertigten Großmaschinen virtuell zu begehen und zu bedienen.

Mein Fazit

Lassen Sie uns weniger bis gar nicht mehr über die Neuland-/Social-Media-Verweigerer unter den Kommunikatoren sprechen und schreiben!

Wir Kommunikatoren mit Social-Media-Erfahrung sollten den Kommunikatoren, die noch nicht den richtigen “Anpack” für Digitalien gefunden haben, zeigen, wie sie Social Media in ihren hektischen Alltag integrieren können.

So werden die noch nicht so aktiven Kommunikatoren als Treiber der Digitalisierung innerhalb und außerhalb ihrer Unternehmen wahrgenommen und diese Rolle ebenfalls mit Freude, Effizienz und Professionalität ausfüllen.

Aktualisierung (29.8.2017): In einem weiteren Artikel habe ich die Diskussion für Kommunikatoren, die gern ins Neuland aktiv einsteigen wollen, gedanklich weitergeführt ► Auf geht’s, Kommunikatoren

Foto: © Manuela Seubert

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